Wall, Gräfte, Grünsandstein, Soest

Der Wall aus Grünsandstein in Soest ©Werner Tigges
Der Wall aus Grünsandstein in Soest ©Werner Tigges

Wall, Gräfte, Grünsandstein, Soest. Vier Begriffe, die zusammen gehören!

Wall aus Grünsandstein

Europaweit bietet neben Soest nur noch Lucca in der Toskana einen baumbestandenen und begehbaren Stadtwall. Und der Wall in Soest ist aus Grünsandstein gebaut. Der lag den Soestern praktisch vor der eigenen Haustür und war leicht zu heben.

Im Gegensatz zu Lucca, wo der turbulente Autoverkehr die Stadtmauer umtost, haben wir Soester die Gräfte vor dem Wall in eine einladende Grünfläche verwandelt. Es gibt Spielplätze, einen Rosen- und Sträuchergarten, Liegebänke und sogar einen Bürgergarten.

Der Wall in Soest, der um 1180 fertiggestellt wurde, war ursprünglich etwa 4 km lang. Veranlasst durch Philipp von Heinsberg, der damalige Kölner Erzbischof und Herzog von Westfalen. Mit der Errichtung der Wallanlage machte er Soest zur Hauptstadt seines westfälischen Territoriums.

Sumpfige Gräfte und äußere Mauer

Vor der hohen Mauer gab es eine äußere Mauer sowie ein Wassergraben, die sogenannte „Gräfte“. Die äußere Mauer ist ebenfalls teilweise noch erhalten. Der Wassergraben, die Gräfte, führte wahrscheinlich nie wirklich Wasser, sondern war eher sumpfig. Man kann stark vermuten, das dieser sumpfige „Wassergraben“ einen ganz eigenen „Duft“ von sich gab. Ein hölzerner Wehrgang umrundete auf der Innenseite der hohen Wallmauer die gesamte Anlage. Der Wall, wie wir ihn heute kennen, wurde erst später aufgeschüttet.

Der Kattenturm gegenüber der Stadthalle ist der letzte von ursprünglich 28 halbrunden Wehrtürmen.

Der Wall in Soest – Bollwerk zur Soester Fehde

In der reichsten Hansestadt Westfalens, Soest, gediehen nicht nur der Handel, sondern auch Stolz und Selbstbewusstsein der Bürger. Dies führte schließlich zur Soester Fehde von 1444 bis 1449: Die Soester wandten sich von ihrem Stadtherrn, dem Kölner Erzbischof Dietrich von Moers, ab. Dieser belagerte die Stadt 1447 mit einem gewaltigen Heer, musste jedoch unverrichteter Dinge abziehen.

Alle zwei Jahre erinnert Soest an die „Soester Fehde“ mit einem großen Stadtfest. Dann gibt es t ein Heerlager rund um Wall und Gräfte, einen großen Festumzug mit dem Einzug des Herzogs von Kleve und einen Sturm auf den Wall – eine der größten Veranstaltungen dieser Art in Europa.

Erst Maulbeerbäume und heute Linden auf dem Wall- schattiger Spazierweg im Sommer

Im 18. Jahrhundert war es ein großes Thema in Soest: Man pflanzte Maulbeerbäume auf dem Wall, um Seide zu produzieren. Das war nicht so erfolgreich, und heute ist der Wall überwiegend mit Linden bewachsen. Im 19. Jahrhundert wurden, mit Ausnahme des Osthofentores, alle Stadttore abgerissen, und für den Anschluss an das Bahnnetz sogar ein Teil der nördlichen Wallmauer.

Grünanlage mit Spielplätzen und Bürgergarten

Heute bilden Wall und Gräfte einen grünen Gürtel um die alte Hansestadt, ein klassischer Sonntagsspaziergang. Die Wege durch die Gräfte und auf der Mauer sind bei Spaziergängern, Joggern und Fahrradfahrern sehr beliebt. Herrliche Aussichten mit Blick auf die Soester Kirchtürme, hübsche Gärten in der Innenstadt und perfekt beleuchtete Fachwerkhäuser in der Altstadt sind immer wieder Blickfang und Fotomotiv. Nicht nur, aber besonders in den Abendstunden und während der Baumblüte im April/Mai. Der Wall ist Soester Lieblingsort!

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Kattenturm Soest mit Wall und Gräfte ©Werner Tigges
Kattenturm Soest mit Wall und Gräfte ©Werner Tigges

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