Der schiefe Turm in Soest ist eine Besonderheit in der Soester Stadtsilhouette. Die Kirche selbst wurde in der großen Stadterweiterung im 12. Jahrhundert in der Nachbarschaft der damals neuen Kaiserpfalz errichtet.
Einen Vorgängerbau gab es bereits, der soll schon um 900 errichtet worden sein, und wäre damit vor die damalige Stadtbefestigung gesetzt worden. Mit der später vorgenommenen gotischen Erweiterung erhielt der Kirchenbau seine heutige Form. Und dann kam das 17. Jahrhundert. Anno 1653 hat der Meister Göbel-Styes den Auftrag bekommen einen neuen Turmhelm zu errichten.
Der Meister wird damals nach bestem Wissen gebaut haben, hat sein Zimmerwerk doch die Jahrhunderte überdauert. Dennoch, der Turm wurde schief. Und das liegt, bestätigt durch Holzuntersuchungen, an Schäden am Gebälk. Wie gesagt, das wird durch Holzuntersuchungen gestützt. Eine weiter Erklärung könnte sein, daß sich der Turm nach Westen gegen den Wind neigt. Was eigentlich nicht sein kann, der der Wind kommt in Soest überwiegend aus Westen und müßte die Turmhaube anders herum schief stellen.
Wie auch immer, der Turmhelm ist schief, und eine Soester Besonderheit. Und er kann so bleiben, und muß nicht, wie etwa der schiefe Turm von Pisa, wieder gerichtet werden.
Meister Goebel-Styes hat seine Arbeit getan. Und wie damals üblich in einer Art und Weise, daß sie die Jahrhunderte übersteht. Das können die Baumeister von heute nicht immer von sich behaupten. Doch das ist ein anderes Thema.
Besonders schön ist der Kirchgarten anzusehen, denn Alt- St.- Thomä ist die einzige Kirche in Soest mit erhaltenem Kirchgarten. Und wenn Sie auf den Wall am Thomätor in Soest gehen und von dort auf den schiefen Turm schauen, haben Sie einen der schönsten Einblicke in die Soester Altstadt. Viel Vergnügen!