Der Patrokli Dom Soest – Reliquien und Wohlstand. So lässt sich wohl zusammenfassen, was da in Soest vor fast 1000 Jahren geschehen ist.
Im Jahr 1863 jährte sich die Ankunft der Reliquien des St. Patroklus in den Patrokli Dom zum 900. mal. Der damalige Domprobst Eberhard Nübel (nach dem heute die Probst-Nübel-Strasse am Dom benannt ist) hat in einer Schrift zu der Ankunft und der Geschichte der Gebeine Stellung genommen. Dabei hebt er auch den dadurch entstandenen Wohlstand hervor.
Es ist wohl so, das es verschiedene Quellen zu den geschichtlichen Daten gibt. Probst Nübel legt sich fest, daß die Gebeine des Patroklus im Jahr 963 nach Soest kamen.
Wer war dieser Patroklus?
Patroklus soll um das Jahr 270 in Gallien gelebt haben, also in einer römischen Provinz, in der es ziemlich viel Widerstand gegen die Römer gab. Kaiser Aurelius war der Herrscher Roms in der Zeit. Zu den Gegnern Roms gehörte wohl auch Patroklus. Auch in Gallien gab es damals die römische Christenverfolgung und so kam Patroklus in das Visier der römischen Herrscher.
Erst in der Mitte des sechsten Jahrhunderts wurde dann aufgeschrieben, das Aurelius den Patroklus zu sich kommen ließ, und ihn dann zum Tode verurteilte. Demnach wurde Patroklus dann um das Jahr 274 hingerichtet. Probst Nübel spricht vom Martyrium, geht aber auf die Gründe des Urteils nicht weiter ein. Heutige Quellen (Wikipedia) sprechen aber von der Christenverfolgung.
Erzbischof Bruno von Köln (das ist der, nachdem der Brunowall benannt ist) soll dann im Jahr 959 die Reliquien nach Köln gebracht haben. Die Gebeine des Patroklus wurden dann im Jahr 963 von Köln nach Soest verbracht.
Einzug der Reliquien mit Pomp und Pracht
Als die Reste Patroklus nach Soest kamen, war das Christentum erst seit ungefähr 150 Jahren in Soest etabliert, aber noch nicht so fest, wie es sich christlichen Herrscher wünschten. Zu viele hatten noch den alten sächsischen Ritualen nachgehangen. Probst Nübel spricht davon, wie die Wirkung auf die von ihm so genannten „rohen Gemüter“ gewesen sein muss. Er meinte damit die Soester, die keine sattelfesten Christen waren. Den Reliquien ging der Ruf der Wundertätigkeit voraus. Bunte Gewänder schmückten die Priester, eine bis dahin kaum gekannte Feierlichkeit begleitete das Ganze und verfehlte seine Wirkung nicht. Tausende kamen dann nach Soest um die Gebeine anzubeten, um dadurch selbst zu profitieren.
Profit und Gewinn durch die Pilger
Profitiert haben aber die Soester! Handel und Wohlstand kehrten ein. Die große Zahl derjenigen, die auf dem Weg der Anbetung Hife suchten, brauchte Unterkunft und Unterhalt, bestimmt auch Unterhaltung. Und so profitierte die damals noch kleine Stadt Soest direkt von den Gebeinen des Patroklus.
In der Soester Fehde von 1444 bis 1447 sollen die Soester in der Belagerung ihrer Stadt durch feindliche Truppen den Patroklusschrein in der Stadt umher getragen haben. Manche schreiben Patroklus den Sieg der Soester in der Fehde dem Glauben an die Wirkung seiner Gebeine zu.
Ob das aber so stimmt, ist eine ganz andere Frage.
Schrein im Patrokli Dom Soest
Heute finden Sie die Gebeine des heiligen Patroklus um nach ihm benannten Patroklidom in Soest.
Der ursprüngliche Schrein soll von dem „Meister Siegefried“ stammen, nachdem der Siegefriedwall in Soest benannt ist. Es handelte sich um einen Schrein aus Silber, der im 19. Jahrhundert nach Berlin verkauft wurde.
Im Jahr 1871 stifteten Soest Familien den heute im Dom aufgestellten vergoldeten Schrein aus Messing.
In den Wirren des 2. Weltkrieges ging der nach Berlin verkaufte Schrein aus Silber verloren oder wurde beim Brand eines Bunkers in Berlin zerstört. In Soest blieb nach dem Verkauf nur die ursprüngliche Holzkiste, die heute noch in dem „neuen“ Schrein von 1871 zu finden ist.
Weitere Quellen: Patroklidom Soest