1338 in Soest. Der Kämmerer soll einen Ochsen für das Philippsessen kaufen. Er könnte in die Börde fahren, und beim Bauern seines Vertrauens ein Tier kaufen, das seinem Anspruch genügt. Vielleicht hat er das aber in der Stadt erledigt, denn seit 1338 wissen wir von einer gewissen Allerheiligenkirmes in Soest.
Die älteste Soester Kirche, die „Alde Kerke“ wurde irgendwann am Allerheiligentag geweiht. Und da der Rat der Stadt Soest schon seit einigen Jahren umfangreiche Gelage auf Kosten des städtischen Haushaltes feierte, musste wohl auch ein Vergnügen für die Bürger der Stadt und der Börde her. Die Idee war geboren: Allerheiligen wird der Weihe der „Alden Kerke“ gedacht, es kamen Gaukler, Händler, Puppenspieler, Seiltänzer und billiger Kram dazu, und die Allerheiligenkirmes war geboren.
Naja, nicht ganz so, denn erst 1338 wird die Kirmes erstmals in Dokumenten erwähnt. bestimmt gab es sie auch schon früher. Aber die Kaufleute aus Münster, Hessen, Holland, aus dem Baltikum und Skandinavien brachten Ihre Waren mit und der Verkauf wurde bestimmt auch kräftig begossen.
Dazwischen ist unserer Kämmerer unterwegs. Er sucht einen Ochsen für das Philippsessen im Januar. Das trifft sich, denn die Allerheiligenkirmes war auch damals schon ein Markt für Vieh, Pferde, Felle und was man so brauchte. Also auch Vieh -also auch Ochsen.
Vielleicht hat der Kämmerer der Stadt Soest damals auf dem Viehmarkt den Ochsen gekauft, der dann im Januar verspeist wurde.
Jedenfalls sind nach den vorhandenen Dokumenten die Allerheiligenkirmes und das Philippsessen 1338 erstmals erwähnt. Beide sind sicher älter. Das eine Fest für den Rat der Stadt, das andere fest für das Volk.
Das Volk feiert heute noch ausgiebig. Und wer kann, feiert die Soester Kirmes an allen fünf Tagen.
Das Philippsessen ist schon lange kein Gelage mehr, sondern beschränkt sich auf Pumpernickel und Schinken mit Wein. Das ist auch nicht wirklich schlecht. Aber von dem ehemaligen Gelage weit entfernt.
Mehr dazu später.