So war es 1966 im Cafe Aecker Soest

Logo Baumkuchen auf einem Briefumschlag Café Aecker Soest
Logo Baumkuchen auf einem Briefumschlag Café Aecker Soest


Im Soester Anzeiger war kürzlich ein Bericht zu lesen, der sich mit einem Gemälde befasste, welches sich in einem Soester Schuhgeschäft hinter einer Verblendung befinden soll. Das Schuhgeschäft befindet sich in den Räumen des ehemaligen Cafe Aecker in Soest, Brüderstrasse 9. Um dieses Gemälde soll es hier nicht gehen, sondern um das damals exclusive Cafe Aecker.

Der Autor des Berichtes im Soester Anzeiger schreibt von dieser Zeit, das Cafe Aecker sei eine Stätte des angenehmen Aufenthaltes und der Entspannung gewesen. So wurde aus einer alten Werbeanzeige zitiert.

Ich möchte heute als eine der beteiligten Personen einen kleinen Einblick in das Jahr 1966 im Cafe Aecker geben.

Zunächst: Den Namen Aecker spricht man nicht wie die landwirtschaftlichen  Äcker, sondern mit dem vergleichbaren „westfälischen Dehnungs-e“ , eben etwas verlängertes Ä.
Es war das Jahr 1965 und ich würde bald die Schule beenden, um eine Lehre als Konditor zu beginnen. Also machte man sich auf den Weg in die Stadt, es gab ja einige Cafe´s.
Zur Erinnerung: Cafe Aecker, Brüderstrasse, Cafe Fromme am Markt, welches heute noch dort  ist, Cafe Brechtmann am Markt, heute Eiscafe Venezia, Cafe Linpinsel in der Petristrasse, heute Pesel, Cafe Helm im Grandweg, heute Kaffeerösterei und das waren wahrscheinlich noch nicht alle.

Praktikum

Also, mehrere potentielle „Lehrherren“ wie es damals hieß wurden besucht. Man stellte sich vor und bekam das Angebot dort eine Lehre anzufangen oder nicht. Beim Cafe Aecker war es etwas anders. Wir saßen im Cafe, wahrscheinlich so im Oktober 1965 und Herr Emil Aecker nahm sich die Zeit, sich dazuzusetzen um sich kennenlernen. Er machte dann einen Vorschlag. “Komm Anfang Dezember nachmittags, nach der Schule vorbei, und guck Dir an, was wir hier so machen. Dann weißt Du, ob es für Dich das richtige ist.“ Super Idee! Ich hatte Einblick in die Arbeit, er lernte mich kennen und hatte in der Hochsaison in der Adventszeit eine Hilfskraft in der Backstube. Heute nennt man das Praktikum und findet in der Regel statt Schule und nicht mit Schule statt. Aber, so war uns beiden geholfen.
Nach diesem Praktikum war Herr Aecker überzeugt, daß ich bei ihm anfangen konnte. Und ich war überzeugt, Konditor werden zu wollen.

Es ist noch wichtig, was dann am Ende dieses Praktikums passiert ist:
„Komm Heiligabend vormittags kurz vorbei, so Frau Aecker“ an meinem letzten Praktikumstag. Und dann ging ich mit viel Weihnachtsgebäck, dessen Vielfalt ich bis dahin kaum geahnt hatte und frischem Butterkuchen, dessen Qualität ich nicht kannte, nach Hause. Das war meine Entschädigung für die drei Wochen im Dezember 1966, und es war sehr ausreichend.
Es wurde ein Lehrvertrag über drei Jahre geschlossen und eine „Vergütung“ von 50 Deutsche Mark im Monat vereinbart, Netto. Für das erste Lehrjahr.
So war es 1966 im Cafe Aecker Soest .

Ausbildung

1. April 1966, morgens 06.45 Uhr kam ich dann zu meinem ersten Arbeitstag in die Backstube. Ich habe die ersten Wochen, zumindest in der Erinnerung, überwiegend Backbleche gereinigt und ähnliches. Aber nach und nach wurde mir immer mehr gezeigt und zugetraut, und ließ mich auch selbst machen

In der Backstube arbeitete Herr Aecker selbst, und neben ihm noch ein zweiter Konditormeister, Erich J., und eine Gehilfin wie man es nannte. Neben mir noch ein „Lehrmädchen“.


Konditormeister Erich J. war nicht so der geeignete Ausbilder. Die Erinnerung an ihn ist schlecht! Hatte er mir doch an einem Samstag im Sommer 1966 für eine Kleinigkeit eine Ohrfeige gegeben und am Montag, als wäre nichts gewesen, mit mir über das verlorene Fussball WM-Finale 1966 Wembley diskutiert.


Das Cafe Emil Aecker war ein Betrieb, der seine Waren ohne jegliche Chemiezusätze hergestellt hat. Die waren Mitte der 60er Jahre neu aufgekommen waren und sehr angesagt. Bei Aeckers wurden die Basics gelehrt, vom Konservieren, trocknen von Obst, einlegen von Orangeade und Zitronat und so weiter. Selbst hergestelltes Eis im Sommer, ständig frische Backwaren und Torten gab es täglich frisch. Außer Montags, dann war Ruhetag.
Aber nicht für mich: Herr Aecker bestellte mich für vormittags und übte mit mir bestimmte Verfahren, für die sonst keine Zeit war. An meinem und seinem freien Tag.

Kirmes im Cafe Aecker

Dann kam die Allerheiligenkirmes 1966 und habe zum ersten Mal mitbekommen, wie man an einer Kirmes Umsatz macht. Wurden sonst gelegentlich kleine Mengen Wurstbrötchen gebacken, gab es Kirmes (Donnerstag) Unmengen, die immer wieder neu frisch gebacken und verkauft wurden.

Zu der Zeit saßen im Cafe noch Damen mit Hüten, die sie nicht abnehmen mussten, weil man eben eine Frau war. Eine Dame trank 1966 vielleicht ein Likörchen und hat etwas Süßes gegessen. Männer nahmen eher Wurstbrötchen, dazu gab es dann ein Bier und „Kurze“, eben wie man so Kirmes feiert (e).

Das Café wird geschlossen

So ging die Ausbildung dann weiter, aber irgendwann Anfang 1967 eröffnete mir Herr Aecker dann, er würde das Cafe schließen, ich sollte mir einen neuen „Lehrherren“ suchen. 
Familie Aecker hat das Cafe dann geschlossen und die Geschäftsräume an „Seifen Puls“ vermietet, aus denen dann später „Ihr Platz“ wurde, die es aber auch nicht mehr gibt.
Das Ende des Cafe Aecker war natürlich erstmal ein Schreck, und ich machte mich auf den Weg zum Cafe Brand in der Brüderstrasse. Das war gegenüber des ehemaligen „Kaufhof“ und so habe ich dort dann Mitte des Jahres 1967 dort meine Ausbildung fortgesetzt und später abgeschlossen.

Die Qualität, wie ich sie aus dem Hause Aecker kannte, habe ich dort nie wieder kennengelernt.

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So war es 1966 im Cafe Aecker Soest

Viertelliter Weinkrug aus Café Aecker Soest
Ein Viertel Wein -Originalkrug aus dem Café Aecker in Soest